Chess960 - Bobby Fischers geniale Idee

Chess960 ist eine Schachvariante, die sich in nur wenigen Punkten von den herkömmlichen Regeln unterscheidet. Sie basiert auf der schon vormals bekannten Schachvariante, bei der die Ausgangsposition ausgelost wird. Als Erfinder gilt der amerikanische Ex-Weltmeister Robert James "Bobby" Fischer. In der Anfangszeit hieß die Schachvariante Fischer-Random-Chess.

Fischer, ein unvergleichlicher Virtuose auf 64 Feldern, suchte nach einem Weg, so dass Schach nicht länger durch denjenigen gewonnen würde, der tage- und nächtelang Schacheröffnungen und Muster auswendig lernte (Er hatte die Spieler der Sowjetunion im Sinne). Statt dessen sollte das Schachtalent wieder im Vordergrund stehen.

Als Chess960 durch das Chess Classic, eines der weltweit größten Schnellschachturniere, populärer wurde, sollte ein neuer, prägnanter Name gefunden werden. Ein Namenswettbewerb sorgte für den Namen Chess960, betonend, dass 960 verschiedene Ausgangspositionen möglich sind.

Die Hoffnungen der Veranstalter, das Schach der Zukunft gefunden zu haben, haben sich im Laufe der Zeit nicht bestätigt. Immerhin wurde die Schachvariante als Anhang in die offiziellen Regeln übernommen, was keine andere Schachvariante von sich behaupten kann. 

Regeln

Die Ausgangsposition wird bei Chess960 ausgelost. Das Charakteristische ist, dass nur Startpositionen erlaubt sind, bei denen die folgenden 2 Bedingungen erfüllt sind:

  • Die Läufer stehen auf unterschiedlichen Farben,
  • Der König steht zwischen den Türmen.

Zudem gibt es die so genannte Fischer-Rochade. König und Turm landen dabei auf denselben Feldern wie im traditionellen Schach. Der Weg zwischen König, Turm und den Zielfeldern muss komplett frei sein, und der König darf nicht über vom Gegner kontrollierte Felder ziehen. Dabei kann es durchaus dazu kommen, dass eine der beiden Figuren überhaupt nicht zieht und die andere Figur über sie hinweg springt. Die Rochaden heißen übrigens nicht kurze und lange Rochade, sondern c-Rochade bzw. g-Rochade, je nachdem wo der König am Ende steht.

Die Chess Tigers bieten eine Übersicht über die Startpositionen und Regeln an. 

Tipps

Die wesentlichen Unterschiede zum herkömmlichen Schach sind in der Eröffnung zu finden. In manchen Startpositionen sind Bauern ungedeckt und können durch ein gezieltes Manöver attackiert werden. Es sollte frühzeitig überlegt werden, wie die Läufer ins Spiel gebracht werden können.

Ansonsten gelten die gleichen Strategien: Erobere das Zentrum, entwickle die Leichtfiguren, bringe den König in Sicherheit.

Der ehemalige Weltranglisten-Zweite, GM Lewon Aronian, bemerkte einmal: 1.d4 ist der beste Zug in allen 960 Ausgangspositionen. Ob die Aussage korrekt ist, sei dahingestellt. Die Strategie dahinter, als eigentlicher d4-Spieler die g-Rochade anzustreben und in halbwegs normale Strukturen zu kommen, kann ein gangbarer Weg sein.

Fazit

Chess960 ist tatsächlich eine spannende Angelegenheit. Die Spieler sind vom ersten Zug an gefordert. Das Spielen trainiert Taktik und Strategie gleichermaßen. Kommt das Spiel in die Phase, nachdem beide Seiten rochiert haben, ist kaum ein Unterschied zum traditionellen Schach zu erkennen. 

An die Fischer-Rochade muss man sich erst gewöhnen. Spielt man die ersten Partien mit dieser Regel, sollte man die Rochade ansagen, wenn man sie ausführt, um Missverständnisse zu vermeiden. Auch von Blitzpartien sollte man zunächst Abstand halten. Ansonsten ist die Variante zu empfehlen, um aus den klassischen Denkmustern auszubrechen und neue Strukturen kennenzulernen.